Montag, 23. Oktober 2006

2. Einheit vom 19.10.2006

Allg.:
Der nächste Termin ist erst im November, die nächsten beiden Male fallen aus.
Es wird auf der Website der Vorlesung (mir nocht nicht bekannt) die PPP von Hakami zum Download bald bereit sein. Die Mitschrift ist als Ergänzung gedacht.

Vortrag:
Tribaler Imperialismus von Khaled Hakami

Es gibt so viele Definitionen von Imperium, dass man sich nicht einigen kann. Gewisse Begrifflichkeiten können aber festgelegt werden:
Imperialismus: Ab wann wird es als solches definiert?
• Krieg: kann auch Frieden sein, aber Drohung von Krieg
• Ursachen: wird selten gefragt! Warum kommt es in einer Gesellschaft zu Imperialismus?
Krieg war Normalzustand in der Antike. Deshalb immer expansiv, egal ob ein Imperium daraus geworden ist oder nicht.

Hakami selbst stellt sich vor. Er kommt von science, will also Gesetzesmöglichkeiten entwickeln. Weiters ist er Materialist, geht also von einer Analyse der Ökonomie aus, da diese alles steuert. Schließlich ist er noch Evolutionist, er fragt also warum sich ein Staat entwickelt. Damit setzt er früher an als der Historiker, der sich erst für den Staat zu interessieren beginnt.
Seine Methode ist die Cross-Cultural-Comparison (aus der Ethnologie): alle Kulturen werden erfasst, alles was der Mensch zu bieten hat.

Die kleinste Größenordnung von Zusammenschlüssen von Menschen sind Bands mit ca. 20-25 Leuten. Nach den Tribes kommen Chiefdoms, welche schon größere politische Einheiten bilden. Dies sind feste politische Institutionen, haben eine große Kriegsfrequenz --> dies ist also bereits da! Die vierte Stufe ist der Staat, wo der Historiker also klassischerweise einsetzt. Schließlich kommt das Imperium. Imperialismus setzt aber bereits auf vorstaatlicher Ebene ein, also schon bei den Tribes! Nur Jäger und Sammler nicht, da sie keinen Krieg führen.

Die Fragestellung für Hakami ist nun: Warum setzt Imperialismus bereits auf zweiter und dritter Stufe ein? Als Methode nimmt er die Ethnoarchäologie, welche durch moderne Analogien versucht etwas über die Vergangenheit zu erfahren, was zurückgelassen wird. Außerdem nimmt er Ethnographische Analogien, welche versuchen herauszufinden, wie die Gesellschaften gelebt haben. Dies müssen sie selbst austesten.

Jede Gesellschaft ist einzigartig, aber es gibt Gemeinsamkeiten, strukturelle Elemente können verglichen werden – dies ist eine sehr stark US-amerikanische Zugangsweise, nicht gerade europäisch.
• Bands kann man sich sehr friedlich vorstellen, vor allem im Vergleich zum Rest der Geschichte
• Tribes sind ein einmaliges Phänomen, sind daher analogisch auch nicht untersuchbar. Sie sind schlecht erforscht. Entstehen mit der Neolithischen Revolution

Childe: Durch Überschuss ist Berufsdifferenzierung möglich --> Arbeitsteilung entwickelt --> politische Führung
Wittfogel: Irrigation (Bewässerung). Kritik an Wittfogel: bereits vor Staaten gab es Bewässerung
Fried: Klassenkampf gab es schon vor dem Staat. Innere Kämpfe, damit Konfliktlinien hinein, sind notwendig. Es gibt eine Elite, der Rest wird unterdrückt. Braucht man um Bewässerung zu haben nicht schon eine politische Führung? Muss das schon vorher da sein? Hakami befindet die Analyse als „Blödsinn“, weil es damals keine Klassen gab. Aber er stellt für ihn eine entscheidende Frage.
In Schulbüchern wird immer noch Wittfogel unterrichtet, obwohl dies Blödsinn ist.

Sammler und Jäger müssen zT ihre eigenen Kinder umbringen um überleben zu können. Durch die Sesshaftwerdung gibt einen hohen Populationsanstieg, der sich aber zeitlich hinzieht.
Malthus: vom Prinzip her hat er Recht, auch wenn er mathematisch widerlegt ist
Carneiro: 2-case-studies im Amazonas und Peru.
Wenn Bevölkerungsdruck --> erste Reaktion Krieg --> Krieg ist ökonomischer und effizienter
Im Amazonas kann man ausweichen, die Bevölkerungsdichte bleibt gleich, es ist kein Problem. In Peru ist das Gebiet aber begrenzt und die Population steigt trotzdem --> führt Krieg, stärkere Gesellschaft inkorporiert die schwächere. Plötzlich entstehen Chiefdoms. Also sobald Ressourcenverhältnisse und Gebiete begrenzt sind entstehen Chiefdoms --> dies ist eine logische Weiterentwicklung. Es ist ein Prozess, der bereits in vorstaatlicher Ära passiert.
Finley: Es ging immer nur um Landbesitz, deshalb immer um ökonomische Ressourcen
Amit: genau das gleiche findet man auch bei Tribes und Chiefdoms
Finley: Bevölkerungsdruck war schon vor Staat da, da besteht kein Unterschied.

Eckstein: Was er über Rom sagt, gilt allg. für Chiefdoms
Clausewitz: Zweck liegt im ökonomischen und ist notwendig

Hakami betont, dass seine Analyse nicht auf kapitalistische Systeme zutrifft! Es ist eine sehr große Metatheorie, ist aber eine Annäherung. Als Prozess gibt es eine tribale Imperialisierung, die es aber historisch nicht gibt.

Sonntag, 22. Oktober 2006

1. Einheit vom 12.10.2006

Allg.:
• Am 14.12.2006 kommt eine Prüfungsfrageliste. 10 davon kommen zur Prüfung, davon müssen 9 beantwortet werden.
• Im Oktober nur am 12.10. und am 19.10. ein Termin
• Prüfungstermin: 25.01.2007, die anderen Termine werden auf der Website einsehbar sein
• Keine Anmeldung nötig! Auch keine Prüfungsanmeldung.

Vortrag:
Imperien von Ilja Steffelbauer

Vor 15-20 Jahren war „amerikanischer Imperialismus“ marxistisch belegt. Dies hat sich heute stark geändert, es ist nun en vogue diesen Begriff zu verwenden. Im dt. Sprachraum ist zentral über die Debatte das Buch von Herfried Münkler „Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten“ (das Buch gibt’s übrigens voll günstig unter BPB), dieser Politologe hat eine große Diskussion ausgelöst. Er vergleicht vor allem Kriege der Römer mit den USA und sieht viele Analogien darin.

Imperium war immer sehr negativ belastet (vor allem durch Marxismus). Für Alte Geschichte ist das aber kein Problem. Später gibt es mehrere Imperien: British Empire, Deutsches Reich, USA: empirical republic (durch Krieg mit Mexiko in den 1890ern; ist als Zwischenbegriff eingeführt worden)  „Referenzgrößen“
Es wurde eine gewisse zyklische Vorstellung von Aufstieg – Zenit – Verfall (vor allem im Mittelalter). Es wird als ein universalistisches Konzept verstanden.

Es gibt zwei Arten von Imperien (hängt mit zyklischem Modell zusammen):
1) Was für einen Punkt schaue ich mir an? Warum ist es rasch groß geworden und dann doch wieder verfallen? --> weil personenbezogen
2) Wer schafft Krisenmoment zu überstehen und dauerhaft zu werden? --> Dieses entscheidende Momentum wird Augustinische Schwelle genannt. Zuvor war Rom eine Republik mit Fraktionskämpfen und eine gewisse Wahlbevölkerung. Es hatte eine explosionsartige Bevölkerungsentwicklung und die größte bisherige Ausdehnung zu dem Zeitpunkt und zur dominierenden Macht geworden --> also zum Imperium im eigentlichen Sinne aufgestiegen. ABER im Inneren herrschten starke Krisen, Bürgerkrieg, eine Tendenz zum baldigen Ende. Es kommt aber nicht dazu, weil nach massiven internen Auseinandersetzungen Augustus kommt. Dieser gibt einen neuen Trend vor, er verpasst Rom eine neue Struktur. Nach Unsicherheit der Überdehnung wieder Stabilität gewährleistet. Die neue Doktrin lautet: eher konservativ, nicht mehr so aggressiv – er legt die Grenzen des Reiches fest (mit Britannien und Thrakien als Ausnahme). Trotzdem keine Passivität, sondern erste wirkliche Herausforderung: die Aufrechterhaltung des Empire, die Konsolidierung!

Analogie: Vergleich Rom zu USA: Wie kann die amerikanische Verfassung so geändert werden, dass ein Abstieg verhindert werden kann? Deshalb auch Gedanken, dass der US-Präsident gestärkt wird, damit dies passiert. Die grundlegende Frage lautet: Ist die US-Verfassung kompatibel für die USA als Weltmacht?
Münkler gibt als Antwort: Es gab nie ein Imperium, welches dauerhaft eine Demokratie war. Eigentlich hat die Römische Republik nie aufgehört zu existieren (offiziell), aber Augustus hat als Alleinherrscher geherrscht.

FRIEDE: die alte Imperialismusdiskussion geht hauptsächlich um Krieg (wegen Marxismus). Die neue Diskussion aber dreht sich um Friede. Dadurch Konkurrenz zu Kant! Nach Westfälischem Frieden war eine multipolare Welt in der alle schwach waren, daraus auch die UN entstanden.

Imperiumstheoretiker hingegen behaupten: Nur einige Länder funktionieren, die meisten sind prekär und immer mehr failed states da. Wichtig ist nämlich vor allem, dass ein Staat nicht nur nach außen sondern vor allem im Inneren stabil ist. Wenn das nicht gegeben ist, ist das Imperium da. Imperien akzeptieren keine Souveränität --> das Imperium handelt --> völkerrechtswidrige Aktionen (was aber keine Rolle spielt). Es ist kein Zufall, dass diese Diskussion gerade jetzt entsteht --> s. gegenwärtige Lage. Vergleich, dass die USA wegen dem momentanen Misserfolg im Irak vom Zenit weg sind und im Abstieg begriffen sind.

RV Antiker Imperialismus

Dieser Blog ist als Mitschriftensammlung gedacht. Gerne können alle die Beiträge für sich verwenden. Wenn jemand mir seine Mitschriften schickt, kann ich diese gerne integrieren. Insbesondere falls ich mal keine Zeit haben sollte. Meine Email: langerjohannes (@) gmx (.) at
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