2. Einheit vom 19.10.2006

Allg.:
Der nächste Termin ist erst im November, die nächsten beiden Male fallen aus.
Es wird auf der Website der Vorlesung (mir nocht nicht bekannt) die PPP von Hakami zum Download bald bereit sein. Die Mitschrift ist als Ergänzung gedacht.

Vortrag:
Tribaler Imperialismus von Khaled Hakami

Es gibt so viele Definitionen von Imperium, dass man sich nicht einigen kann. Gewisse Begrifflichkeiten können aber festgelegt werden:
Imperialismus: Ab wann wird es als solches definiert?
• Krieg: kann auch Frieden sein, aber Drohung von Krieg
• Ursachen: wird selten gefragt! Warum kommt es in einer Gesellschaft zu Imperialismus?
Krieg war Normalzustand in der Antike. Deshalb immer expansiv, egal ob ein Imperium daraus geworden ist oder nicht.

Hakami selbst stellt sich vor. Er kommt von science, will also Gesetzesmöglichkeiten entwickeln. Weiters ist er Materialist, geht also von einer Analyse der Ökonomie aus, da diese alles steuert. Schließlich ist er noch Evolutionist, er fragt also warum sich ein Staat entwickelt. Damit setzt er früher an als der Historiker, der sich erst für den Staat zu interessieren beginnt.
Seine Methode ist die Cross-Cultural-Comparison (aus der Ethnologie): alle Kulturen werden erfasst, alles was der Mensch zu bieten hat.

Die kleinste Größenordnung von Zusammenschlüssen von Menschen sind Bands mit ca. 20-25 Leuten. Nach den Tribes kommen Chiefdoms, welche schon größere politische Einheiten bilden. Dies sind feste politische Institutionen, haben eine große Kriegsfrequenz --> dies ist also bereits da! Die vierte Stufe ist der Staat, wo der Historiker also klassischerweise einsetzt. Schließlich kommt das Imperium. Imperialismus setzt aber bereits auf vorstaatlicher Ebene ein, also schon bei den Tribes! Nur Jäger und Sammler nicht, da sie keinen Krieg führen.

Die Fragestellung für Hakami ist nun: Warum setzt Imperialismus bereits auf zweiter und dritter Stufe ein? Als Methode nimmt er die Ethnoarchäologie, welche durch moderne Analogien versucht etwas über die Vergangenheit zu erfahren, was zurückgelassen wird. Außerdem nimmt er Ethnographische Analogien, welche versuchen herauszufinden, wie die Gesellschaften gelebt haben. Dies müssen sie selbst austesten.

Jede Gesellschaft ist einzigartig, aber es gibt Gemeinsamkeiten, strukturelle Elemente können verglichen werden – dies ist eine sehr stark US-amerikanische Zugangsweise, nicht gerade europäisch.
• Bands kann man sich sehr friedlich vorstellen, vor allem im Vergleich zum Rest der Geschichte
• Tribes sind ein einmaliges Phänomen, sind daher analogisch auch nicht untersuchbar. Sie sind schlecht erforscht. Entstehen mit der Neolithischen Revolution

Childe: Durch Überschuss ist Berufsdifferenzierung möglich --> Arbeitsteilung entwickelt --> politische Führung
Wittfogel: Irrigation (Bewässerung). Kritik an Wittfogel: bereits vor Staaten gab es Bewässerung
Fried: Klassenkampf gab es schon vor dem Staat. Innere Kämpfe, damit Konfliktlinien hinein, sind notwendig. Es gibt eine Elite, der Rest wird unterdrückt. Braucht man um Bewässerung zu haben nicht schon eine politische Führung? Muss das schon vorher da sein? Hakami befindet die Analyse als „Blödsinn“, weil es damals keine Klassen gab. Aber er stellt für ihn eine entscheidende Frage.
In Schulbüchern wird immer noch Wittfogel unterrichtet, obwohl dies Blödsinn ist.

Sammler und Jäger müssen zT ihre eigenen Kinder umbringen um überleben zu können. Durch die Sesshaftwerdung gibt einen hohen Populationsanstieg, der sich aber zeitlich hinzieht.
Malthus: vom Prinzip her hat er Recht, auch wenn er mathematisch widerlegt ist
Carneiro: 2-case-studies im Amazonas und Peru.
Wenn Bevölkerungsdruck --> erste Reaktion Krieg --> Krieg ist ökonomischer und effizienter
Im Amazonas kann man ausweichen, die Bevölkerungsdichte bleibt gleich, es ist kein Problem. In Peru ist das Gebiet aber begrenzt und die Population steigt trotzdem --> führt Krieg, stärkere Gesellschaft inkorporiert die schwächere. Plötzlich entstehen Chiefdoms. Also sobald Ressourcenverhältnisse und Gebiete begrenzt sind entstehen Chiefdoms --> dies ist eine logische Weiterentwicklung. Es ist ein Prozess, der bereits in vorstaatlicher Ära passiert.
Finley: Es ging immer nur um Landbesitz, deshalb immer um ökonomische Ressourcen
Amit: genau das gleiche findet man auch bei Tribes und Chiefdoms
Finley: Bevölkerungsdruck war schon vor Staat da, da besteht kein Unterschied.

Eckstein: Was er über Rom sagt, gilt allg. für Chiefdoms
Clausewitz: Zweck liegt im ökonomischen und ist notwendig

Hakami betont, dass seine Analyse nicht auf kapitalistische Systeme zutrifft! Es ist eine sehr große Metatheorie, ist aber eine Annäherung. Als Prozess gibt es eine tribale Imperialisierung, die es aber historisch nicht gibt.
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RV Antiker Imperialismus

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