3. Einheit vom 09. November 2006

„Phase der ägyptischen Reichsbildung“ von ?

Für den Vortragenden ist es problematisch, den wertenden Begriff Imperialismus auf Völker anzuwenden, die den Begriff als solchen gar nicht kannten.

Die altägyptische Bevölkerung war sehr heterogen. Der König fühlte sich als Gottkönig, der für das Land verantwortlich war. Aus seiner Perspektive war um Ägypten herum Chaos. Ursprünglich war Ägypten nicht auf Landgewinn aus.

Ägypten ruhte auf sich selbst, hatte aber das Potential der Expansion. Obwohl sie Imperialismus nicht kannten, kann gesagt werden, dass sie durchaus in imperialistischen Kategorien dachten. Bereits die 1. Dynastie nahm eine komplette Umsiedlung der Bevölkerung im Land vor. Man wollte die eigenen Leute komplett unter Kontrolle haben. Das Land wurde ganz umgekrempelt.

Die Pharaonen sammelten 25-30% der Bevölkerung um sich, um Pyramiden und Residenzstädte aufzubauen. Es gab sehr wohl immer Sklaven, sie wurden wie „Hühner in der Batterie“ gehalten. Es ging den Sklaven immer dann besser, wenn die Zentralgewalt schwächer wurde. Nubien wurde vollkommen geleert von Menschen und nach Ägypten zwangsumgesiedelt. Dieser Vorgang wiederholte sich in der 4. Dynastie. Auch Sinai wurde menschenleer gemacht, nur die Bergwerksbetriebe wurden übernommen.

Ägypten suchte sich außerhalb des Landes Partner für Handel und Diplomatie. Byblos wurde bevorzugt, weil schon im 4. Jtd. , aber vor allem im 3. Jtd. viele Rohstoffe geliefert wurden (Zedern, Tannenholz für Schiffsholz, Olivenöl, Wein). Ägypten exportierte Gold und Felle. Enorm wichtig war Know-how, weil man weit hinterher hinkte (Schiffsbau, Keramik).

Das Königtum ging dann danieder und teilte sich in Fürstentümer. Erst mit dem Beginn des Mittleren Reiches wird das Land wieder vereint. Nubien wurde besetzt mit Beginn der 12. Dynastie. Viele Festungen wurden errichtet, vor allem in Unternubien. Diese gewaltigen Militäranlagen wurden vor allem zur Abwehr der Herrscher von Kusch gebaut (Kerma-Kultur), die hervorragende Kämpfer und Bogenschützen waren. Die Kerma warten die erste Großmacht in Afrika neben Ägypten. Auch die Kerma waren sehr stark befestigt und lernten sehr viel von den Ägyptern. Einerseits waren die Kerma Handelspartner, andererseits aber Gegner. Dies musste die 13. Dynastie einsehen, denn Ägypten verfiel.

Im Nordosten des Landes wurden Asiaten geholt, als Soldaten, Seeleute, Handelstreibende. Es wurde eine Art Freihandelsstadt errichtet, Avaris. Dort startete ein Eigenleben, dass im 13. Jh v.Z. nicht mehr kontrollierbar war. Sie führten das Vasallensystem ein. Als Gefahr trat bei der 16. Dynastie die Hyksos auf, welche zusammen mit den Kerma Ägypten unter Druck setzte. Es gab Raubzüge der Kerma, nur Theben konnte nicht eingenommen werden. Der 17. Dynastie gelang es die Hyksos zu besiegen und stand nun an der Schwelle des Neuen Reiches. Nun war es fast gezwungen, auf neue Territorien zu greifen und diese zu kontrollieren, vor allem um die Demütigung der Raubzüge zu beseitigen, was also Trauma vorhanden war. Die 18. Dynastie entschied, dass so etwas nie wieder passieren dürfe. Nun sollten alle Gefahren bereits an der Wurzel beseitigt werden. Die palästinensischen Handelsstädte wurden belassen. Man wandte sich aber in Richtung Nubien und eroberte Unternubien, vor allem wegen dem dortigen Gold. Dann griff man auch Kusch an und sie wurden besiegt. Große Mengen an Leute wurden in den Norden transportiert und in Camps gehalten.

Alte Festungsstädte wurden renoviert und in Obernubien wurden unzählige Tempelanlagen errichtet, ein Ausdruck des Gottkönigs. Es wurde also nicht nur administrativ verwaltet, sondern man versuchte es spirituell zu durchdringen. Es war sehr gut verwaltet – direkt und erfolgreich. Vor allem auch wegen der Ausbeutung von Gold, was enorme Bedeutung für den Handel hatte; es kann auch als Überfluss angesehen werden.

Im 18. Jh. fand ein Kampf mit den Mitanni aus dem Euphratgebiet statt. Es gab sogar einen Vorstoß nach Syrien um dieses Volk zu besiegen, stieß man bis zum Euphrat vor. Thutmosis III war gezwungen gegen 300 Stadtstaaten vorzugehen, bevor diese die Ägypter angegriffen hätten. Diese Kämpfe wiederholten sich von da an jährlich um die Gebiete zu halten. Dabei folgte man nicht dem Nubischen Modell, sondern hatte ein Vasallensystem.

Die 19. Dynastie musste Ägypten ausrücken um mit den Hethitern zu kämpfen. Diese waren nun die großen Gegner. In der 20. Dynastie unter Ramses III, der letzte große König, fand ein unerhörter Vorfall statt: zunächst gab es eine Versöhnung mit Ramses II, aber wegen großer Migrationsströme durch den Bevölkerungsdruck aus Anatolien ging das letzte Gebiet von Palästina verloren. Bald danach gingen auch die Gebiete in Nubien verloren. Vom Westen gab es eine Invasion der Lybier. In der Folgezeit verarmte Äypten und zerfällt zumindest in zwei Teile. Es gab dann zwar noch einmal einen Versuch Palästina einzunehmen, es stellte aber nicht mehr als einen Raubzug dar. Die imperiale Zeit hatte mit Ramses III aufgehört.
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RV Antiker Imperialismus

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