4. Einheit vom 16. November 2006

Allg.: es gibt ein Handout von Heftner, wo auch Zusatzinformation enthalten ist.
Zum Folgenden sind zT die fünf Zetteln von Hefter von Nöten.

Vortrag:
„Der römische Imperialismus“ von Herbert Heftner

Imperialismus als Begriff auf das Römische Reich ist sehr umstritten; es ist fraglich ob man es so auf das 19./20. Jh. anwenden kann.

Die Römer haben schon zu einem frühen Zeitpunkt in der Republik versucht einen geographischen Raum zu kontrollieren, im Hinblick darauf seine Einflusssphären vor anderen stärkeren bzw. gleich starken Mächten zu sichern. Es wurde mit Karthago über einen Vertrag diskutiert, dass sie sich gegenseitig nicht in Konflikte auf ihrem Territorium einmischen, es ging sogar soweit, dass sie in den Einflusssphären nicht eingreifen durften.

Das Schema der Expansion war immer dasselbe: Bündnisse mit Nachbarn zu schließen um die Stärkeren zu besiegen. Die Nachbarn wurden bereits zuvor in ein Bündnis eingeschlossen und die Besiegten wurden ebenfalls in ein Bündnis mit Rom gezwungen. Die Hellenistische Welt kam ab den 280er Jahren ins Spiel --> Pyrrhus-Sieg (legendenumwoben). Die Römer hatten damals schon den ganzen Süden Italiens als ihr Gebiet angesehen, andere Mächte sollten sich gefälligst aus diesem Raum heraushalten. Etwa südlich die Linie Pisa-Rimini wurde die Nordgrenze festgelegt, alles südlich davon wurde mehr oder weniger als römisches Gebiet angesehen. Es gab ein weites Feld der indirekten Herrschaft. Manche Bündnisse hatten eine Sonderstellung, wie etwa die Latiner (siehe Handout). Es war von Vorteil günstige Vertragsbestimmungen zu haben. Dies klingt paradox, aber in der Praxis hatte es sehr wohl Auswirkungen (foedus aequum oder foedus iniquum). Italische Bundesgenossen:
1) Wurden als Ausländer von Rom aus angesehen, es waren souveräne Staaten die gewisse Bereiche abgaben
2) Mussten militärische Unterstützung leisten
3) Besser gestellte konnten hierbei Ausnahmen erreichen
4) Sie waren nicht tributpflichtig! Dies stand gewöhnlich für Demut, und so war die „Partnerschaft“ einigermaßen ehrenvoll, auch wenn die Machtrealität klar war – in einem asymmetrischen Verhältnis.
Die Römer sahen sich als Patrone ihrer Freunde und Verbündeten an. Einflussreiche römische Politiker sahen sich als Patrone von einzelnen Bundesgenossen und Politiker dieser Gemeinden an  Kategorie des Bundesgenossensystems.

Der nächste Schritt wurde 264 unternommen, als Rom auf Sizilien intervenierte und damit in Karthago’s Einflussspähre eindrang. Karthago reagierte prompt und griff die Römer an --> der 1. Punische Krieg brach aus. Das Kriegsglück wechselte zunächst, 256 sah es aber so aus, dass die Römer kurz vor dem totalen Sieg standen. Sie offerierten Friedensbedingungen, die aber nicht annehmbar für die Kartager waren, da die Karthager mit all ihren Überseegebieten in ein Bündnissystem hätten kommen sollen. Der schlussendliche Friedensvertrag von 241 gab zwar Zugeständnisse an Rom – Sizilien wurde abgetreten, hohe Reperationszahlungen – aber bei weitem nicht so harsch wie zuvor.

Auf Sizilien war über eine lange Zeit starke römische Heere stationiert während des Krieges --> diese bekamen einen starken hellenistischen Einfluss. Die sizilianischen Gemeinden gewöhnten sich unter Heeresgewalt zu stehen. Mit dem Friedensschluss zogen sich die Truppen zurück. Eventuell gab es dann gar keinen Statthalter, sondern Sizilien wurde nur über Dekret von Rom aus regiert. Dann wurden zwei weitere Inseln einverleibt – Korsika und Sardinien. Eine Schwäche Karthagos wurde ausgenutzt und 238 wurden die beiden Inseln erobert. Es gab aber Widerstand der lokalen Bevölkerung. Ständig war der Konsul/Praetor erforderlich, um die Kontrolle aufrecht zu erhalten. Dies zwang Rom schließlich eine neue Regelung einzuführen (um 227), dass zwei weitere Praetoren eingesetzt wurden. Einer für Korsika und Sardinien, der andere für Sizilien. Damit wurde eine provincia geschaffen --> das römische Provinzialsystem wurde aufgebaut. Diese hatten untertänig zu sein und waren unter der direkten Herrschaft von Rom. Das neue System mit Statthaltern war nicht mehr eine zwischendiplomatische Beziehung, sondern ein Militärgouvernement. Der zweite Unterschied zu früher war, dass zum größten Teil diese Gebiete tributpflichtig wurden.

Der 2. Punische Krieg wurde 201 formell gewonnen. 197 wurden dann die zwei Provinzen in Spanien eingegliedert. An der Entstehung dieses Krieges hatte Rom große Verantwortung, wenn nicht gar eine Alleinschuld. Rom sah die Chance ihren Machtbereich über das Eroberte hinaus zu erreichen. Es gab aber nicht nur Eroberung, sondern auch eine Romanisierung. Rom war eindeutig aggressiv und wollte den Krieg. Allen Feinden von Philipp V. (Makedonien) wurde Rückendeckung versprochen. Sie Mischten sich auch bei Konflikten ein. Philipp wurde dann aber entscheiden besiegt, die Römer sahen sich dann als Mentor für Freiheit. Der nächste Konflikt setzte ein mit den Seleukiden, die Römer erlangten schließlich den durchschlagenden Sieg, wie fünf Jahre zuvor gegen Philipp. Die Seleukiden ziehen sich aus Kleinasien zurück. Die Römer können so die Region neu ordnen. Wenn die Römer Geschenke gaben, dann druften sie nur solange behalten werden, solange der Senat (das Volk) das wollte --> hängt also vom Wohlverhalten der Völker ab. Zunächst wurde nicht an Herrschaft gedacht, sehr wohl aber wurde davon ausgegangen, dass diese Gebiete den Römern zu gehorchen hätten. Dies war ein Widerspruch zur „Freiheit“ von Rom, die versprochen wurde. Dies stieß den Griechen auf, was wiederum bei den Römern Zweifel bei der Loyalität der Griechen hinterließ. Der neue König in Makedonien Perseus machte Rom nervös und sie brachen einen Krieg vom Zaun (3. Römisch-Makedonischer Krieg). Dieser endete 168 mit einer vernichtenden Niederlage und der Monarchie der Makedonier wurde ein Ende gesetzt, das Reich aufgelöst. Es wurden vier Teilgebiete geschaffen, die Befehlempfänger waren und untertänig waren. Die Hälfte der Steuern hatten nun an Rom zu gehen.

Von 149-146 fand der 3. Punische Krieg statt. Rom setzte ein Ultimatum, welches einer Selbstzerstörung von Karthago gleichkam. Als Widerstand dagegen aufkam, wurde Karthago komplett vernichtet. Stattdessen wurde die neue Provinz Africa eingerichtet. Zeitgleich fand ein Aufstand in Makedonien statt, der niedergeschlagen wurde – es wurde die Provinz Macedonia geschaffen. Auch ein Krieg gegen die Achäer fand statt – Korinth wurde dabei vernichtet.

Kann man nun ein Muster in all diesen Handlungen sehen, im Sinne des modernen Verständnisses von Imperialismus?

Wesentlich sind die Streitfragen: Waren es bewusste Entscheidungen? War es bewusster römischer Herrschaftswille?
Im Hinblick auf das Ergebnis und wie mit den Besiegten umgegangen wurde, ist die Antwort ganz klar. Aber der Herrschaftswille wird nach Heftner als ein defensiver bezeichnet. Es war nicht ein wollen sondern ein müssen, dass die Gebiete kontrolliert wurden. Die Interessen mussten abgesichert werden, damit die Gegner nicht zu groß wurden.

Schwieriger ist die Frage: Ist Expansion gleich mit wirtschaftlichen Gesichtspunkten wie die europäische Kolonisation anzusehen?
Dies wird von Heftner in Abrede gestellt. Die einzelnen Fälle sind zu vielschichtig, als dass eine Formel gebildet werden kann. Ob Gebiet direkt oder indirekt kontrolliert wurde, wurde nicht nach wirtschaftlichen sondern nach machtpolitischen Kriterien entschieden. Aber wenn die Kontrolle da war, dann setzte sehr wohl die wirtschaftliche Ausbeutung ein. Nach dem 3. Römisch-Makedonischen Krieg verfügten die Römer noch, dass die Goldminen geschlossen werden sollen. Bei der nächsten Intervention wurden die Minen dann wieder eröffnet --> sicherlich zum Nutzen der der römischen Kapitalinteressen. Viele Geschäftsleute in den Provinzen gingen in die Provinzen und hatten ein Naheverhältnis zur politischen Klasse in Rom ausgenutzt. Die Geschäftsleute machten sich schnell verhasst und 89 wurde sogar noch einmal die Herrschaft der Römer in Frage gestellt.

Die Kosten des Erfolgs strahlten auch auf die Innenpolitik zurück --> Krisen wurden ausgelöst --> Fall der Republik und Errichtung des Prinzipatsystems.

Heftner wollte noch viel mehr Ausführungen machen – die Zeit lies es allerdings nicht zu. Manchmal wäre ein besseres Zeitmanagement der Professoren gefragt…
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