6. Einheit vom 30. November 2006

Mehr Infos über das heutige Thema gibt es unter: http://sshi.stanford.edu/Conferences/2000-2001/empires2 , der Vortrag von Wiesehofer ist dabei von Relevanz.

Vortrag:
„Das Achämenidische Reich“ von Ilja Steffelbauer

Vortrag ist in 3 Teile gegliedert:
1) Begriffe / Definitionen zu Imperialismus
2) Schnelldurchlauf des Achämendischen Reiches
3) Wie kann Imperialismus auf das Reich angelegt werden?

Ad 1)
Die momentane Aktualität von Imperialismus liegt im Feuilleton der Medien. Auch wegen dem Buch „Imperium“ von Münkler. Der Zugang ist ein wissenschaftssoziologischer. Das Thema wird bei dieser LV behandelt weil aktuelle Diskurse besprochen werden sollen. Sein Zugang ist in der Wissenschaft vom Menschen um dann die Gesellschaft zu beobachten. Es soll auch darauf geachtet werden, was die anderen Disziplinen machen, um auch andere Sichtweisen kennen zu lernen. Der Althistoriker Alexander Demandt schrieb in der Einleitung seines Buches „Das Ende der Weltreiche“ (1997), dass mit dem Zusammenbruch der SU nun das Ende der Weltreiche da sei. Münkler argumentiert da ganz anders. Aber beide Standpunkte sollen miteinander vereint werden.

Beide, Historiker und Politologen, sagen, dass es einen charakteristischen Typ eines Großreiches (Imperium, Universalreich) gibt, die in der Geschichte der Welt einen wesentlichen Platz haben. Es ist in beiden Fällen eine Abstraktion von konkreten Ereignissen. Historische Phänomene sollen versucht erfasst zu werden für die Diskussion. Universalreich (= Weltreich) ist ein Reich, das große Teile der Welt erfasst und eine bedeutenden Einfluss auf diesen Raum hat. In der Regel gibt es Anspruch auf die Dominanz in dieser bekannten Welt. Es ist also eine kontextabhängige Definition. Es sind meist die Perser die als erstes mit dem Begriff Reich bezeichnet werden. Im angloamerikanischen Reich gibt es aber eigentlich nur empire, ist also nicht so vielfältig wie im Deutschen.

Die Imperialismusdefinition ist üblicherweise eine marxistische Definition. Dies ist nicht zu gebrauchen, weil es nur von 1850-1918 relevant war. Genau diese geisteswissenschaftliche Haltung des Anti-Imperialismus ist immer noch virulent. Es ist der Versuch das Imperium als analytische Kategorie zu etablieren. Der Begriff ist aber aufgeladen mit ökonomischer Ausformung (Expansion, Kriegsführung). Dies behindert jedoch den analytischen Zugang. Steffelbauers Zugang ist das Imperium eine Methode sei, die Mächte annehmen müssen um die Imperien werden wollen oder geworden sind um dieses aufrecht zu erhalten. Das ökonomische kann dabei eine Rolle, wenn 19. und 20. Jh. Aber wenn eine andere Epoche behandelt wird, dann müssen die Strukturen der Gesellschaft behandelt werden. Dies folgt einem wissenschafts-theoretischen Zugang, der folgende drei Schritte in der Methode hat:
1) Hypothese aufstellen, die auf mehr oder weniger auf Zufälle hin angewendet werden
2) Mit diesen Hypothesen geht man an die Fakten heran; empirische Daten sollen verifiziert werden
3) Dann fertig, wenn Ergebnisse herauskommen, die zur Modifikation in der Hypothese kommen, ev. sogar Bestätigung, wenn es eine gute Theorie ist.

Ad 2)
Das Achämenidische Reich reichte vom Süden des Balkan bis zum Hindus-Tal, von Zentralasien bis Libyen. Es gibt drei Begriffe zu unterscheiden: Perser, Meder, Achämenider. Indoiranische Gruppen kamen aus dem SO in den Iran (vor allem Meder). Diese Iraner besetzen die Hoch- und Gebirgsländer (Hirten und Nomaden). Sie kommen rasch mit dortigen Hochkulturen in Kontakt. Im Gebiet der Persis (--> Perser) ansässig. Die führende Dynastie hatte sich selbst als Achämenider bezeichnet. Die Reichsbildung beginnt also mit den Medern. 559 vZ entschließt sich Kyros II gegen die Meder aufzulehnen. Das medische wird zum persischen Reich. – aber es fällt keinem auf, denn es wird weiterhin als Mederreich bezeichnet von anderen. Die Reichspolitik der Meder wird fortgesetzt. Es wird begonnen in Kleinasien aktiv zu werden, 546 vZ werden die Lyer besiegt, die Perser haben nun auf einmal ein Reich bis zur westlichen Ägäis. Für die Griechen (und damit den Westen) ist dies ein großes Thema, weil es Unabhängigkeitskämpfe der griechischen Koloniestädten gibt. Für die Perser war dies aber ein Nebenschauplatz. 539 vZ wird ohne Grund der Schritt gesetzt Babylon zu erobern. Babylon geht fast mit Begeisterung und freiwillig in das Reich der Perser (die Juden kehren nun nach Palästina heim). Die Perser wenden sich dem Osten des Reiches zu, denn umherziehende Nomaden sind problematisch für sie. Nur Ägypten steht dagegen und im Reich lehnen sich Grieche und Nomadenstämme auf. Es werden aber dann doch die Grenzen gesichert und ein Angriff auf Ägypten passiert. Dies ist wiederum rätselhaft – weil ohne Grund. Es wird aber zT behauptet, dass es Wirren in Ägypten gab und deswegen hätten dies die Perser ausgenutzt. Zwar gab es Widerstand in Ägypten, aber ohne große Probleme für die Perser. Dareios I putscht sich schließlich an die Macht. Erst dann wird von Achämeniden gesprochen. Die Machtergreifung war von einer verwandtschaftlichen, aber anderen Sippe. Dareios war sehr selbstbewusst und setzte viele Reformen durch. Er teilte das Reich in Satrapien ein, zuvor dürfte es nur eine Personalunion gewesen sein. Der Herrscher war ein Großkönig. Er versuchte auch im Osten „aufzuräumen“, allerdings utopische Idee die Skythen einzuschließen. Thrakien wird zwar unterworfen (492 vZ) und nordgriechische Kleinstaaten werden unterworfen. Aber eigentlich ist es ein Fehlschlag. Es gab Wirren wegen ionischem Aufstand, der aber niedergeschlagen wird. Es gab dann die Strafexpedition gegen Athen --> Marathon, dieser Mythos. Sobald bewusste Reichspolitik betrieben wurde, war es verhängnisvoll für die Perser. Xerxes verliert dann wieder gegen die Griechen bei einer Seeschlacht. Dann beginnt man von reiner Expansion umzustellen auf Defensive. Dareios II dann Vermittlung des Königfriedens 386 vZ und setzt sich zunehmend für Sparta ein. Es wird nun nicht mehr militärisch unterworfen sondern lokale Mächtige werden unterstützt. Artaxerxes II dann wieder große Probleme in Griechenland, die Politik wird immer restriktiver. Artaxerxes III wendet dann größte Härte an um die Spannungen zu lösen. Dareios III fiel dann Alexander zum Opfer. Die Forscher denken, dass die Perser aber nicht in einer strukturellen Krise waren. Oft wurde behauptet, dass Alexander nur so erfolgreich war, weil das Perserreich innerlich verrottet war. Die neuere Forschung behauptet, dass es keine Zerfallserscheinungen gab. Der Erfolg war ein militärischer, Schwächen waren vor allem charakteristisch im System, denn es gab Tendenzen sich vom Großkönig zu lösen.

Ad 3)
Nun bringt Steffelbauer einige „Features“:
1) Eine Münkler-These besagt, dass Imperien den Zwang haben bei Staaten mit zerfallener Staatlichkeit aktiv zu werden um dort stabilisierend einzugreifen. Dies ist interessant, weil der persische Aufstieg eher unmotiviert vor sich gegangen ist. Die bisherigen Ansätze gingen alle mehr in eine machiavellistischen Logik aus. Sie greifen in eine beginnende Krise ein.
2) Bei Münkler wird von der „Augustinischen Schwelle“ gesprochen. Imperien sind in der Anfangsphase stark von expansionistischen Kräften angetrieben, überdehnen sich dann aber und kollabieren. Dies wird nur Einhalt dadurch geboten, indem die Strukturen verändert werden, also durch Reformen eines einsichtigen Menschen (zB Augustus). Dies kann auf Dareios I gut umgelegt werden (wenn auch der Skythenfeldzug).
3) Münkler behauptet, dass Imperien in der Lage sein müssen, dass sie auch die Eliten an den Grenzen aber auch darüber hinaus sich mit dem Imperium identifizieren. Das Achämenidische Reich war darin sehr erfolgreich, zumindest was bei Herodot erwähnt wird. Das Persische Reich konnte die lokalen Eliten der unterworfenen Völker an sich binden. Auch auf lokaler Ebene gab es Kooperation, sie änderten nicht viel und beließen es meist. Ausgenommen davon war das Militär, Oberkommandierende waren Perser. Nur wenige kamen von außen dort nach oben. Deshalb war auch die Armee eine der Stützten des Großkönigs. Die zweite Stütze sind die Steuern. Auch bei den auswärtigen Eliten war man erfolgreich. So bewunderten die Griechen sehr wohl die Perser. Die griechische Aristokratie wurde durchdrungen.
4) Imperien unterliegen einem Beutezwang. Das persische System an Beteiligung der Ausbeutung ist ganz gut. Im Selbstverständnis gab der Großkönig Geschenke. Aber auch sozialer Friede und Versorgung mit Lebensmittel zählte dazu. Der Bevölkerung wurde vermittelt, dass sie etwas von Beute bekämen. Hauptprofiteuere aber waren, natürlich, die unmittelbare Aristokratie herum, die sehr direkt und einen großen Anteil am Gewinn beteiligt waren.
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